Rückentext:
Selb könnte sich allmählich auf den Lebensabend einstellen,
findet seine Freundin Brigitte. Ihr ist der eigenbrötlerische
Siebziger immer noch zu unruhig und unabhängig. Die
Freunde gehen in Pension. Die wenigen Aufträge lohnen
das Büro kaum noch – er sieht es selbst. Doch dann hilft
er in einer verschneiten Februarnacht einem liegengebliebenen
Mercedes aus dem Graben und hat plötzlich einen sonderbaren
Auftrag am Hals. Einen Auftrag, der den Auftraggeber,
Erbe einer alteingesessenen Schwetzinger Privatbank
und seit neuem auch Eigentümer einer Bank in Cottbus,
eigentlich nicht interessieren kann. Der auch Selb im
Grunde nicht interessiert und in den er sich doch immer
tiefer verstrickt. Die Spur des Geldes führt ihn von
West nach Ost, von einer Nachwendeniederlage zur anderen
und am Ende zur Frage, ob er sich auf seine alten Tage
nicht übernommen hat. Ein aufregender Kriminalroman
aus der jüngsten deutsch-deutschen Vergangenheit. Und
ein nachdenklich stimmender Roman über das Altern.
(©
2001 Diogenes Verlag)
Pressestimmen:
"Das wirklich Meisterhafte an Schlinks Prosa ist
ihre Intelligenz. Es ist, ganz im Sinne seiner amerikanischen
Vorbilder, eine Intelligenz des ›common sense‹. Sie
liegt im Vermögen, Fragestellungen und Problemzusammenhänge
anschaulich werden zu lassen. Verschmelzung von Erzählmustern
der deutschen Novellistik des 19. Jahrhunderts und zeitdiagnostischem
Realismus, wie er in Amerika Tradition hat: diese Doppelbegabung
hebt Schlink weit hinaus über das, was heute üblicherweise
in deutscher Prosa geboten wird." (Tilman
Krause/Die Welt, Berlin)
"Schlink
ist der brillante Erzähler, der mit der Klarheit und
Nüchternheit eines Ermittlungsrichters die Geschichte
auf ihr Ende zusteuert. Dieses Ende ist konsequent und
immer überraschend." (Rainer
Schmitz/Focus, München)
"Selb
hat alle Anlagen, den großen englischen, amerikanischen
und französischen Detektiven, von Philip Marlowe bis
zu Maigret, Paroli zu bieten – auf seine ganz spezielle,
deutsche, Selbsche Art." (Wochenpresse,
Wien)
Fazit:
Gefeierte, mit Preisen überschüttete Autoren werden
von Verlagen häufig zu Schnellschüssen verführt. Rasch
ein neues Buch auf den Markt werfen, solange das Feuilleton
noch besoffen von den eigenen Lobesarien ist. Was tun,
wenn man als Autor eigentlich nicht mehr über kriminalistische,
sondern über Themen wie die deutsche Vergangenheit und
Gegenwart, das Altwerden und das Leben an sich schreiben
will?
Herausgekommen ist eine Melange, ein Krimi, der die
ganze Fangemeinde von Schlink ansprechen soll. Die Verbrechens-
handlung und -lösung ist nur der rote Faden, um die
eigentlichen Themen auf Schlinks Perlenkette aufzuschnüren.
Privatdetektiv Selb, ein ehemaliger Staatsanwalt, befindet
sich auf dem Weg in den Ruhestand. Eigentlich übernimmt
er nur noch kleine, überschaubare Fälle, auch wenn ihn
zum Karriereende ein spektakulärer Fall reizen würde.
Ein Abschluss mit Stil, weniger der Eitelkeit wegen,
als mehr um der erzielten Gerechtigkeit willen. Ein
moralisches Ruhepolster fürs Altenteil. Natürlich kommt
es anders, wie alles im Leben von Selb irgendwie nicht
nach Plan lief. Oder wie Selb es ausdrückt: "Die Geschichten
wollen ihr Ende und geben keine Ruhe, bis sie es haben."
Geschickt verbindet Schlink die Betrachtungen Selbs
über das Leben und seine Melancholie mit seinem Vorgehen
bei den Ermittlungen. Die Persönlichkeit Selbs, die
durch kurze Rückblicke in seine Vergangenheit und in
der Auseinandersetzung mit der Gegenwart vor den Augen
des Lesers entsteht, ist eng mit dem Verbrechen verknüpft.
Wie Schlink das konstruiert, ist schlicht und einfach
brilliant!
Aus Sicht des Krimi-Puristen hat dies einen hohen Preis:
Die Komplikationen bei der Lösung des Falles sind voraussehbar,
werden fast sogar angekündigt. Man muss nur den Kontemplationen
Selbs folgen. Kompliziert ist dies nur, weil sie so
vielfältig sind.
Friedrich Glauser Fans werden sich stilistisch bei Schlink
zuhause fühlen. Nur, dass Schlink die Glauserische Schweizer
Welt en miniature nicht mehr ausreicht. Es muss auch
Cottbus und Berlin sein, um Antifa, Skins, Ossi-Wessi-Verhältnis,
Russenmafia etc. thematisieren zu können.
Es wird wieder Preise hageln, aber Schlink hat gegenüber
dem Verlagsdruck diesmal vorgebaut. Noch einen Selb
dürfte es eigentlich nicht geben. Warum wird hier nicht
verraten, nur soviel: "So ist das. Man macht dies, und
man macht das, und auf einmal war's dein Leben."
(©
2001 Philip Schreiterer für all-around-new-books.de)
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