Der
schöne Mann oder wie ich lernte, Paul Auster zu lieben
Nach der Lektüre
von Paul Austers neuem Roman Nacht des Orakels muss
ich ein Geständnis machen: Bis zum vorigen Jahr habe
ich keine Zeile Auster gelesen.
Und das kam so: Vor etwa 10 Jahren war ich bei einer Lesung
des Autors gemeinsam mit seinem damaligen Verleger Michael
Naumann. Da saßen sie nun, der schönste Autor Amerikas
mit dem schönsten Verleger Deutschlands. Beide Männer
in den besten Jahren. Unter den 250 Zuschauern waren mindestens
220 Frauen, von denen etwa 210 sich nach der Lesung in eine
lange Schlange stellten, um sich in das soeben erstandene
Buch einen unleserlichen Kringel des schönen amerikanischen
Künstlers machen zu lassen.
Dass Auster mit der bildschönen Autorin Siri Hustvedt
verheiratet ist, war mir bekannt. Die beiden könnten
sicherlich auch als Models ihren Lebensunterhalt verdienen.
Mir war das einfach ein bisschen zu viel Schönheit. Wer
so aussieht, kann kein guter Autor sein! Basta! Bei seinen
Büchern muss es sich um gehobene Schnurren für die
Bestsellerlisten handeln. So etwas lese ich nicht!
In meinem Bekanntenkreis gab
und gibt es zahlreiche Auster-Leser, was mich aber nicht interessiert
hat. Ich muss ja nicht alles lesen! Mit dieser Haltung wäre
ich sicherlich alt geworden, wenn da nicht im vergangenen
Sommer eine gute Freundin, die eine Kennerin der zeitgenössischen
amerikanischen Literatur ist, und sich bei einer Lesung sicher
nicht in die Schlange der Autogrammjägerinnen eingereiht
hätte, von dem letzten Auster, dem Buch der Illusionen,
geschwärmt hätte, das ich unbedingt lesen sollte.
Ich hab's getan. Ich hab danach
auch Die Musik des Zufalls gelesen, danach Stadt
aus Glas und jetzt Nacht des Orakels. Ich gelobe
hiermit öffentlich, dass ich künftig jedes neue
Buch von Paul Auster umgehend nach Erscheinen lesen, nein!
- verschlingen, und dass ich nach und nach alle bisher veröffentlichten
Romane von ihm nachträglich lesen werde. Ich halte Paul
Auster für einen der aufregendsten und phantasievollsten
Autoren Amerikas, dem es gelingt, in einer wunderbaren flüssigen
Sprache spannende Geschichten zu erfinden, die irgendwo zwischen
der Erde und dem Himmel spielen. Dass er auch noch gut aussieht
und mit einer wunderschönen Frau verheiratet ist, die
im übrigen auch eine exzellente Schriftstellerin ist,
spricht ja nicht gegen ihn und sein Talent.
Hartmut Faustmann
für all-around-new-books.de
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Nacht des Orakels von Paul Auster |